Im Nebel
Seltsam im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein, Kein Baum
kennt den andern, Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die
Welt, Als noch mein Leben licht war, Nun, da der Nebel fällt, Ist
keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise, Der nicht das Dunkel
kennt, Das unentrinnbar und leise Von allen ihn trennt.
Seltsam im
Nebel zu wandern! Leben ist Einsamsein. Kein Mensch kennt den
andern, Jeder ist allein.
(Hermann Hesse)
Bei Nacht
Nachts, wenn das Meer mich wiegt Und bleicher Sternenglanz Auf seinen
weiten Wellen liegt, Dann löse ich mich ganz Von allem Tun und aller Liebe
los Und stehe still und atme bloß Allein, allein vom Meer gewiegt, Das
still und kalt mit tausend Lichtern liegt.
Dann muss ich meiner Freunde
denken Und meinen Blick in ihre Blicke senken, Und frage jeden still
allein: "Bist du noch mein? Ist dir mein Leid ein Leid? Mein Tod ein
Tod? Fühlst du von meiner Liebe, in meiner Not Nur einen Hauch, nur einen
Widerhall?"
Und ruhig blickt und schweigt das Meer Und lächelt:
Nein. Und nirgendwo kommt Gruß und Antwort her.
(Hermann Hesse)
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